Cybersicherheit darf nicht zur Mobilitätsfalle werden
15.07.2025 von Udo Späker
KADOMO fordert Nachbesserungen bei UN-Regelung R155
Moderne Autos werden immer smarter: Sie erkennen Verkehrsschilder, halten selbstständig die Spur oder parken auf Knopfdruck ein. Doch was eigentlich ein Komfortgewinn sein sollte, wird für Menschen mit Behinderung zunehmend zur Hürde. Der Grund: Die UN-Regelung R155 zur Cybersicherheit macht individuelle Fahrzeuganpassungen immer schwieriger und bei einigen Fahrzeugen sogar unmöglich.
„Wir erleben, dass neue Fahrzeugmodelle regelrecht zu digitalen Festungen werden“, erklärt unser Geschäftsführer Frank Rösner. Die Schnittstellen, die die Umrüster für barrierefreie Umbauten brauchen, sind einfach verriegelt, um eine missbräuchliche Nutzung etwa durch Hacker zu verhindern. Das bedeutet in der Praxis für viele Menschen mit Behinderung weniger Umbaumöglichkeiten, höhere Kosten, geringere Sicherheit und in manchen Fällen gar keine Mobilitätslösung mehr.
Rückschritt durch Technik von gestern
Weil viele Funktionen wie Blinker, Licht oder Gangwahl softwareseitig nicht mehr ansteuerbar sind, müssen Umbauten zunehmend wieder mechanisch gelöst werden – mit Gestängen und kleinen Motoren, die physisch die Originalhebel betätigen. „Das ist teurer, unsicherer, störanfälliger und sieht oft aus wie Technik von gestern“, betont Frank Rösner. Besonders ärgerlich ist, dass es längst digitale Lösungen gibt, die viel eleganter und sicherer sind.
KADOMO sieht deshalb dringenden Handlungsbedarf und fordert praxisnahe Nachbesserungen bei der Umsetzung der UN-Regelung R155. Zertifizierte Umrüster brauchen einen abgesicherten Zugang zu sicherheitsrelevanten Schnittstellen. Außerdem müssen Ausnahmeregelungen geschaffen und Praxisexperten frühzeitig in die Weiterentwicklung der Vorschriften einbezogen werden.
„Wir dürfen nicht zulassen, dass Menschen mit Behinderung durch den technischen Fortschritt und die damit verbundenen Sicherheitsanforderungen von der Automobilität ausgeschlossen werden“, betont Frank Rösner. Dafür braucht es jetzt eine konzertierte Aktion aller Beteiligten, von Herstellern, Verbänden und der Politik.